Schwäbischer AlbvereinOrtsgruppe Hayingen– Wanderreise BasilikataItalien 18. – 28. Mai 2018

TEIL 1

Mit so wilden und herausfordernden Bergen hatten die wenigsten gerechnet, sollte es nicht mehr Ebenen geben? Im Hinterland der Costa di Maratea erlebten wir in der wilden Natur der Nationalparks eine spezielle Wanderreise. Landschaftliche Schönheiten zuhaufgibt es in der dünn besiedelten Region, aber so gut wie keine anderen Wanderer.

Da die italienische Region Basilikata allenfalls über Flughäfen der Nachbarregionen von Deutschland zu erreichen ist und ein Bus vor Ort immer Vorteile hat, hatten wir uns zur 1½-tägigen Anfahrt mit dem Bus entschlossen. Nach einer Nacht im Veneto erreichte die 27-köpfige Gruppe das Hotel an der tyrrhenischen Küste der Basilikata. In der äußerst gepflegten Anlage war gut sein, doch es lockte die Auftaktwanderung über den Passo Colla hinunter zu einer Traumbucht. Von 800 m auf 0 m wanderten wir auf offensichtlich kaum begangenen Pfaden. Die letzten Stufen zum Meer, ab ins Wasser. Danach ein Schnäpperles-Bier aus dem Buskühlschrank. Was will man mehr?

Den laut Rother-Wanderführer schönsten Berg Süditaliens, den Monte Alpi (1.900 m),ging die Gruppe getrennt von zwei Seiten an:Über den Vorgipfel Santa Croce (1.893 m) und ab einer Höhe von 1.000 m unter seiner enormen Westwand hindurch auf verwinkelten Pfaden direkt zum traumhaften Gipfelgrat.Die Blumenpracht des Bergfrühlings, viele Orchideenarten und Schmetterlinge sorgten für Begeisterung. Bei mehreren Wanderungen sprachen Farben, Formen, Düfte unsere Sinne an.

Bei der Küstenwanderung zum Cristo di Maratea führte ein traumhafter Steig über türkisblauem Meer, durch Macchia und herausgeputzte Strandanlagen.Da es sehr heiß und schwül war, verkürzten wir die Wanderung etwas und fuhren mehr Bus…Die Aussicht vom Monte San Biagio mit der Christusstatue war unvergleichlich: Meer, Stadt, Berge. Dankbar nahm die Gruppe einen schattigen Abstieg nachMaratea: Wo ist ein Brunnen und noch wichtiger: Wo sind die Eisdielen?

Für Wanderreise-Erfahrene: Unser Hotel im Ortsteil von Maratea praktizierte eine für uns neue Variante der Menüwahl und Tischanordnung. Beim Frühstück wurde die Menüwahl pro Zimmer abgeschrieben (nicht Mittagessen und Abendessen verwechseln!) und in eine Box eingeworfen. Dennoch kam es abends am „Einzelzimmertisch“ immer wieder zu lustigen Turbulenzen, weil die Bedienungen stets mit den Gerichten in der Hand die Zimmernummern italienisch verkündeten, z.B. cent-otto (108) und sich der Genannte sofort meldete, der oder die von Zimmer 108 aber zunächst leer ausging, u.ä.

Im Sirino-Massiv stießen wir bis zu den letzten Schneefeldern auf 2.000 m des Monte del Papa (Papstberg) vor. Die Juchzer waren garantiert: „Ein Adler, ich hab noch nie einen in freier Natur gesehen!“ Schließlich waren 7 bereit, den Schienad‘Asino (Eselsrücken) genannten Grat zu überschreiten und noch eine laaange Runde dranzuhängen. Das war nicht das Schwierigste, sondern dem überhand nehmenden weißen fliegenden Etwas (keine Mücken, eher Blattläuse, weiße Fliege?) des Buchenbuschwaldes zu entfliehen…Augen zukneifen, Mund zulassen, nur vorsichtig durch die Nase atmen. Bäh! – Zuvor hatten wir mit dem großen Bus auf dem Wochenmarkt in Lagonegro für Aufsehen, aber auch für Umsatz gesorgt.Gestikulierende Italiener: „Hier geht es nicht weiter mit dem Bus.“ „Schon klar. Wir wollen ja hierher!“ „?“ Die Marktbeschicker haben sich gefreut, haben richtig aufgedreht, ihr Obst anzupreisen. – Aber: Wie kommen wir hier wieder raus Richtung Berge? Die PoliziaLocale hilft: „Ganz zurück, am Krankenhaus vorbei, wieder runter, dann ist es immer angeschrieben.“ „Aha.“ Das hat sogar geklappt, ein Navi kommt halt manchmal an seine Grenzen und trifft enge Gassen oder verbotene Einbahnstraßen an.

TEIL 2

In Santa Domenica Talao schwätzt die Wirtin

Zum landestypischen Abendessen wagten sich die Albvereinler wenige Kilometer über die Regionsgrenze nach Kalabrien hinauf ins verwinkelte Santa Domenica Talao. Das ausgesuchte Pizzeria-Ristorantemit traumhafter Dachterrasse tischte Köstlichkeiten auf – beginnend mit den Antipasti. An der Küste sahen wir dabei ein Feuerwerk zur Untermalung.Besser geht’s nicht. Die gastfreundliche Wirtin Michelle schwätzte unerwartet in fränkisch-schwäbischem Dialekt, hatte die Familie doch jahrelang eine Gaststätte in Öhringen geführt! Auch sie wollte wissen, wie wir denn auf den Ort und auf ihr Ristorante gekommen seien. Also das ist eine längere Geschichte. Wir wollten hier ursprünglich eine Wanderung machen….

Eine Pilgerfahrt der besonderen Art unternahmen wir zum Monte Volturinound danach zur Madonna di Viggiano, beide etwa 1.800 m hoch gelegen. Anfahrt zum Tuppo delle Seti, ein Pass auf 1.300 m, auch für lukanische (Lukanien ist Synonym für Basilikata) Verhältnisse so dermaßen „hendadanna“. Pilgerfahrt Teil 1: Der Autor, wie immer der felsenfesten Überzeugung, da könne man problemlos auf 1.500 m hochfahren und auch ausreichend gut wenden (googlestreetview), musste vor den letzten Kehren doch schlucken, als plötzlich der Asphalt unterbrochen war, weil offensichtlich die Straße wegen Erdrutsches gerade wieder gerichtet wurde. Der Sand im Straßenbett schien schon verdichtet zu sein, aber oben Genannter hörte nur noch „Wenn wir hier absaufen, dann ischaber was los!“ und schon waren wir auf Sand. Er hielt aber, wahrscheinlich, weil alle im Bus die Luft angehalten hatten. Runter erfuhren wir, dass tags darauf geteert würde. Glück gehabt. Pilgerfahrt Teil 2: Der Aufstieg zum Monte Viggiano mit dem Madonnenheiligtum war wie eine kleine chinesische Mauer, die den Berg hinauf gezogen worden war: steil, rutschig, da es mal nieselte, scheinbar endlos, man sah die Kirche lange nicht. Entsprechend warf sich einer standesgemäß bei der Ankunft flach auf den Boden – ob wegen der Sünden oder ihrer Vergebung ist unbekannt. Die Madonna mit Kind war herausgeputzt in der kleinen geduckten Bergkirche. Bei schönstem Wetter durften wir danachden Berg überschreiten, mit etwas Orientierungssinn und den Pferdeherden ausweichend erreichten wir wieder den Pass Tuppo delle Seti und gleich war der Bus wieder zur Stelle.In dem Moment kam ein örtlicher Guide mit dem Auto vorbei, der sich nach unserer Tour erkundigte. Ich dachte schon, er rügt uns für unsere kreative Wegführung, es war ja nicht immer markiert. Keine Spur.„Also seid Ihr ins Grün eingetaucht!“ (sietebagnatinelverde) – Genau!

Am Meer stellte sich zunehmend drückend-schwüle Luft ein; den Wolkenschleier hofften wir am Monte Curatolo über Aieta auf einem CAI-Pfad zu durchbrechen. Pustekuchen! Wunderschönen Blumen am Wegesrand folgten immer stärker zugewachsene Wege: Ginster, kratzendeHecken, Buschwald. Es schauten nur noch unsere Köpfe heraus, als wir abermals die richtige Trasse aufgespürt zu haben glaubten. Sehr anstrengend für so wenig Sicht! Da erklärten wir die erreichte Höhe zum Mittags- und Umkehrpunkt: „Man sähe oben eh nicht mehr als hier und früher im Hotel isch au molschee.“ Keine Bar hatte offen in Aieta: Erst wieder um 16 Uhr: ? Es war aber erst 14 Uhr. Wir trafen doch noch gastfreundliche Italiener in einer kleinen Bäckerei außerhalb des Ortes. Mittels deren Kühlschrank und Caffettiera konnten wir doch noch einkehren.