Schwäbischer Albverein OG Hayingen
Wanderreise 30. März bis 08. April 2017 – Siziliens Osten
Ein fast immer ernst gemeinter Reiserückblick aus der Organisations-Sicht
AirBerlin, Germanwings/Eurowings, Alitalia, Lufthansa, Transavia und Co
Will der Hayinger Albverein mit 51 Personen nach Sizilien, werden nach Turbulenzen mit den Fluglinien daraus veritable Deutschlandtouren und 9 verschiedene Flugverbindungen mit 5 verschiedenen Flughäfen (STR, MUC, DUS, FCO, CTA) an einem Tag. Alle pünktlich am Flughafen in Catania zu haben, das wär‘s. Stopp! So leicht flutscht es nicht. Nach der Sicherheitskontrolle in Düsseldorf (jaaaa) erfuhr der Autor: Ein Quartett wollte sich von München aus zuerst noch Rom anschauen und kam etwas später.
Anfang März war richtig der Wurm drin, weil AirBerlin – damit auch Alitalia – einfach die von fast allen gebuchte Verbindung gestrichen hatte. Uns war schon klar, dass nach der Fährüberfahrt Sardinien 2012 ein Flug nach Sizilien nochmal was anderes sein würde. Und ohne Knorr-Bus und Thomas; aber Fähre nehmen oder Bus den Stiefel hinab fahren hätten allein 4 Tage Reise bedeutet. Würden wir an einen sonnenbebrillten Fahrer geraten, dem keiner unsere beim Angebot artikulierten Fahrwünsche zu unseren Touren mitgeteilt hatte und der nur die berühmten Städte anzusteuern wüsste und das war‘s?
„Älles weg“
- März, 16:30 Uhr Ankunft im Hotel in Carlentini. In einem Doppelzimmer: Geldbeutel mit Ausweis, Geld und Karten weg! An der Supermarkt-Kasse zuvor zuletzt gesehen.
19:30 Uhr: Den Reiseleiter informiert. Was ist zu tun?
22:04 Uhr: Reiseleiter schreibt Konsulat in Messina an wegen weiterer Vorgehensweise.
- März, 9:34 Uhr Konsulat antwortet: Reiseteilnehmer muss nach Messina kommen u.a. mit der polizeilichen Verlustanzeige.
16 Uhr, Noto: Verlustanzeige bei den Carabinieri gestellt.
Ca. 23 Uhr, Hotel: Geldbeutel hat sich eingefunden. Lag unter’m Bett.
So kann man es als Schwabe auch steuern, kein Geld auszugeben. Siehe auch: Geldbeutel des schwäbischen Mallorca-Touristen, in den die blasse Mücke reingeflogen war (Witz von Ingrid F.).
Das waren die Nebengeräusche zum prallen Ausflug am 31. März in die Cava Grande del Cassibile – tolle Schlucht, heißer Aufstieg mit 51 Personen zum Schluss – und in die Barockstädte Noto und Modica.
Pippo
Unser Thomas hieß diesmal Giuseppe, genannt Pippo, und erwies sich – wie erhofft – als der erfahrene und umgängliche Seniorchef eines traditionsreichen Familien-Busunternehmens. Nicht ohne Stolz nutzte er unser Busplakat für „Benvenuti“ bei den Flughafen-Ankünften.
Anfangs hatte er etwas viel Wasser im Kühlschrank, aber beim Eurospin-Besuch am Umzugstag (Endlich! Immer sind wir nur vorbeigefahren von Kreisverkehr zu Kreisverkehr!) hat er Birre an Bord genommen – wir haben ihn beim Einkauf beraten.
„Gewollt hätt‘ ich schon gemocht, nur gedurft haben sie mich nicht gelassen“
Dieses kolportierte Zitat unseres WM-Garanten 1990 Lothar Matthäus passt auf die Situation, in die wir unsere Christa ganz unabsichtlich gebracht hatten. Und das kam so: Die Zimmer in der Tenuta di Roccadia haben keine Nummern, sondern Namen von Pflanzen, Früchten, Flüssen, Tälern u.ä. So kamen wir nach getaner Führungsarbeit in der Cava Grande del Cassibile zwangsläufig auf den Flachs, dass der/die BewohnerIn des Zimmers „Anapo“ für den morgigen Ausflug etwas zum Anapo-Tal vorbereiten könnte. Johlen auf den hinteren Busplätzen, wo Christa in der Nähe saß. Selbstverständlich boten wir unsere Reiseliteratur zum Selbststudium an, die wir aber abends im Bus vergaßen. Dank Margot konnte Christa noch ihr Kurzreferat vorbereiten. Unsere Stadträtin ließ sich nicht lumpen und griff am nächsten Morgen zum Mikrofon für ihren Beitrag über dieses Weltkulturerbe, nicht ohne zu betonen, dass ihr von offizieller Seite keinerlei Hilfsmittel ausgehändigt worden waren.
Dazu aus dem Tagebuch:
„Weiß jemand, was der Anapo ist? Das ist ein Fluß in einem idyllischen Flußbett bei Syrakus. Man kann ihn zu Fuß durchqueren, wenn man an den Nekropolen von Pantálica vorbeigewandert ist.
Anapo ist auch ein Appartement auf der Tenuta di Roccadia bei Carlentini, wo wir unter Zitronenbäumen und an Salbeihecken die ersten Tage unserer Sizilien-Wanderreise verbracht haben.
Nach dem vergeblichen Versuch, ein siebenseitiges Referat über den Fluß zu verfassen, habe ich mich entschlossen, diese schöne Reise einfach zu genießen und die Fahrkünste unseres Busfahrers Pippo zu bewundern, der mit einem Bus um Ecken fahren kann, um die ich mit dem Auto kaum komme…“ Christa
Weitere Vortragende konnten nicht gewonnen werden, umso mehr bedanken wir uns bei Christa. C
Falsch: Karl-Heinz berichtete freiwillig und aus eigenem Antrieb über das Geheimnis und die Vorzüge der Schokolade aus Módica. Danke auch hier wie immer für die Auflockerung.
Pachino, das südlichste Städtchen Siziliens
Nach dem erfrischenden Aufenthalt am Capo delle Torrenti, dem südlichsten Zipfel Siziliens, der ionisches und afrikanisches Meer „trennt“, wollten wir keineswegs durch Pachino durchfahren. Die „strada interrotta“ an der ionischen Küste wollte es anders. Enge Straßen im Schachbrettmuster über einen steilen Hügel gelegt, das meiste in Einbahn, keinerlei abgerundete Abzweigungen: Das ist Pachino. Immer tiefer gerieten wir hinein…
In der höchsten Bedrängnis ließ Pippo verlauten „Stare tranquillo e non dimenticare i balconi“ (Ruhig bleiben und die Balkone nicht vergessen). Da standen wir also mit unserem großen schwarzen Etnabus Travel-Bus. Die breitere Provinzstraße schien unerreichbar.
Lösung: Das Auto aus der Provinz Cuneo hätte näher am Bordstein parken sollen, dann hätten wir es nicht weglupfen müssen. Keiner der Schaulustigen vor den Geschäften hat uns verraten, glauben wir.
Vendícari
Morgens bei ständig wechselnden Wolken und kleinerem Regen an der Südspitze, durch Pachino (s.o.) und Ankunft am Küsten-NSG Vendícari: Die Sonne kam raus für unser Degustazione-Picknick und die Wanderung. Wir hatten so eine klare Luft und die Sonne von Südwest im Rücken, dass das Licht und die Farben zwischen Süßwasserseen, Macchia und Meeresbrandung nicht zu übertreffen waren. An der Zeit fehlte es ein wenig bei der großen Gruppe, aber alle haben sich mit der Hin- und Rückwanderung arrangiert. Danke!
Sortino: „senso unico“ flexibel genutzt
Ein für seine abgelegene Lage ansehnliches Städtchen, im Hochland über dem Valle di Anapo.
In unserer Angebotsabfrage Bus war die Durchfahrt von Sortino vorgesehen, aber aufgrund der Engstellen und knappen Ecken hatten wir das verworfen. Dann eben ein anderer Wanderstartpunkt. Pippo machte aber genau den Vorschlag, zu dem ursprünglichen Punkt und eben durch Sortino zu fahren. Das sei kein Problem, da sei er mit Schulklassen schon öfters gewesen. Also volles Vertrauen! Bei der Durchfahrt murmelte er etwas von „piazza“ und „girare“ (umdrehen), ob es recht sei. Ich hatte es nicht ganz kapiert und gesagt, er sei der Bus-Chef und es sei schon recht (va bene…). Jedenfalls bogen wir am Ende einer Gasse an einer engen Rechtsecke (Einbahn-Gegenrichtung; ging also eh nicht…) erst mal halb links in einen Platz ein und dann rückwärts auf Sicht in die enge Einbahnstraße gefühlte 200 m weit. Autos warteten und keiner hupte! Unser „Etnabus“ bewegte sich danach unter „Applausi“ unbehelligt wieder vorwärts in breitere Gefilde aus dem Ort hinaus. Und: Wo hätten sie auch eine Umgehungsstraße bauen sollen?
Billigs Glomp
In wunderbarer Umgebung waren unsere Zimmer in der Tenuta di Roccadia, einem großen Agriturismo-Anwesen. Orangen und Zitronen, Kräuter, blühende Bäume und Blumen vor den Türen. Zum Frühstück hatten die „von ganz oben“ und die „Mittleren“ schon einen Spaziergang hinter sich. Am vielfältigen Buffet mussten sie allerdings um eine Tasse kämpfen. Gut, man konnte sich anderweitig beschäftigen, bis wieder eine Tasse frei war. 51 Personen gleichzeitig beim Frühstück waren für die emsigen Angestellten doch etwas viel. Wir hatten die Gelegenheit, Tässchen im Supermarkt günstigst einzukaufen, mal 6 Stück. Haben wir einfach so übergeben; die Tassen wurden natürlich mit dem Hinweis zurückgegeben, sie hätten nach dem Winter gedacht, noch mehr zu haben, jetzt aber schon wieder welche gekauft. „Ma loht nix verrecka“, die Tassen samt Untertassen kommen mit nach Hause. Die im Koffer haben zu 5/6 überlebt, die Untertassen im Handgepäcksrucksack nicht. Brösel, brösel. So Untertassen vergisst man schon mal, wenn man den Rucksack auf einer Bank unsanft abstellt. Die gefährlichen Scherben wurden beim Durchleuchten auch nicht entdeckt.
Espresso wurde in der ersten Unterkunft anfangs in Plastikbechern serviert. Extremes Stirnrunzeln unsererseits. (Bei Pippo aus der Maschine im Bus auch, aber da war es ja klar.) 1-2 Tage später bestellten einige nach dem Cena Espressi mit dem Zusatz „in Tassen“. Extremes Stirnrunzeln dererseits: Der würde stets in Tassen serviert, wie wir denn darauf kämen. Hihi.
Die verschiedenen marmellate di agrumi (Zitrusfrüchte) und die Vielfalt an Hörnchen und Kuchen waren echt der Hammer.
Fazit: Lieber ein-zwei Euro mehr für die HP bezahlen, aber die Bandbreite Cappuccino, Caffè Latte, Caffè, Caffè Macchiato, Caffè Americano zum Frühstück bekommen – trotz Gruppe. Wie im Hotel Caraibi in den Marken halt.
Eierkampf, 2. Auflage
Man erinnert sich an selbigen im Valle di Ledro, da kam oi oiges Oi beim Kochen weg. Manch Sizilien-Wanderer kennt Frühstückseier nur vom Hörensagen, weil meistens keines mehr da war, sondern schon proaktiv für den Proteinnachschub einzelner während der Wanderungen sorgen musste… Die aufmerksamen Kellner rätseln heute noch über den Eierverbrauch – bei all der (nicht einzupackenden) Auswahl an Süßem, Salzigem und Selbstgepresstem beim Frühstücksbuffet. Wären die Eier gar an Ostern in Deutschland knapp?
Zumindest hat der (Ober-)Kellner bei der Verabschiedung gemeint, wir sollen im Sommer wiederkommen. Aber das sagen sie immer.
Fazit: Manches des (Knigge-)Kleingedruckten gehört an den Anfang der Reisebeschreibung. Und das „Paese che vai usanza che trovi“ („andere Länder, andere Sitten“) sollte im Selbstverständnis wieder mehr verankert sein.
Zaungäste
Noch im Vorjahr durchlässige Zäune sind einfach im Folgejahr repariert und zu. Man kann sich auf gar nichts mehr verlassen. Ein andermal führte die 50%-Chance über dem Capo Calavà auf den falschen Weg durch einen Eukalyptushain und zu ungastlichen Rindern hinterm Zaun. Es fehlten diesmal keine Brücken oder waren unpassierbar, die Zäune haben uns zu konzertierten Aktionen gezwungen – Zaun hochziehen, Rucksack rüber, unten durch. Nächstes Mal vorher Trainingslager. Auch 2017 war kein Abenteuerzuschlag zu entrichten, selbst die Abkürzung durch die verschneiten Buchenwäldchen zwischen den Ätna-Lavafeldern und der Abstieg durch fiese Brombeerfußangeln waren inklusive und führten erwartungsgemäß auf die „pista altomontana“.
Wir trösten uns mit dem über allem stehenden wegweisenden Zitat:
„Zu mancher richtigen Entscheidung kam es nur, weil der Weg zur falschen gerade nicht frei war.“ (aus der Projektphilosophie)
Lemoncino
Unser Herz schlug höher, als – nach der Offerta (hier: Spende) einer Lemoncino-Flasche durch Pippo – tags darauf im Einkaufsmarkt „Centro Vulcano“ der Lemoncino in Offerta (hier: Angebot) war. So hatten wir plötzlich 5 Flaschen im Bus-Kühlschrank – und natürlich die Plastikbecher dazu (Danke auch an Irene und Rudolf).
Rocca di Novara di Sicilia
Der melodiöse Name des Berges ist schon Musik in meinen Ohren. Zaunproblem gemeistert (Danke, Franz-Josef), die abgerutschte Bergflanke mit unserem laaangen Güterzug umstiegen und unschwieriges Gelände erreicht. Wer was zwischen Pass und Gipfel machen kann, war geklärt, da peitschen Wind und Regen plötzlich unter dem Gipfelaufbau los. Gewitter? Unverantwortlich. Sieht nach Abbruch aus, wir warten mal. Leichte Enttäuschung bei einigen. Wir suchen an den Felsen Schutz. Schon steigt Franz-Josef vorbei. „Koi Problem!“ …Wurde es schon wieder heller?… Jedenfalls kein Regen mehr. Also los. Aber ein ungeheurer Wind. Das war das schnellste Gipfelfoto seit langem, es waren zum Klick fast noch nicht alle 12 (Christine, Franz-Josef, Helmut, Irene, Irmtraut, Johanna, Jürgen, Konrad, Manfred (2), Margot, Rudolf) oben auf dem Matterhorn Siziliens. Auf dem Eckpfeiler der Monti Peloritani auf nur 1370 m war es ordentlich kalt. Die unter Regencapes Wartenden wurden zügig erlöst, ein wunderschöner Höhenweg – ein bunter Albvereinszug von Capes, Überzügen, Jacken und Schirmen – führte zur Staatsstraße, wo uns Pippo schon erwartete.
Regenwirbel über der Nordküste
Wandertage getauscht, denn am Ätna geht’s heute gar nicht, an der Nordküste am Capo Calavà ist’s vielleicht nicht viel besser, aber 100-200 m über dem Meer zumindest nicht kalt. Gesagt, getan fuhren wir am Ziel in den Regen hinein, aber der Regenradar der Wetterwebseiten erlaubte das weite Sich-Hinauslehnen, dass sich der Regenwirbel in einer halben Stunde von uns wegbewegt haben würde (Danke auch, Manfred S.): „Um ¼ zwölfe hört’s auf mit regna“. Und so kam es. Rauf auf’s Capo Calavà zum Pausenplatz par excellence.
Schnee, Lavawülste, Buchenwälder und Birken
Respektable 21 Wanderer für die lange Wanderung am Ätna, startend bei 1140 m. Markierungen, Stöcke und Lavamännchen wiesen uns den Weg. Das geht so: Wer sieht das nächste Zeichen, immer den Wortlaut der Wanderbeschreibung präsent und wie hoch sind wir überhaupt schon. Über 1600 m hatten wir es an der Ätna-Nordwestseite über Stunden mit Schnee zu tun. „Gleich machen wir Pause…nur noch…“ „Wir brauchen Pauuuuuseee!“ Also raus aus dem Buchenwald auf eine Lavainsel über’m Schnee. Mit frischen Kräften, aber nässer werdenden Schuhen kamen wir mühsam immer höher. Bloß nicht am Ziel vorbeilaufen… Am Ziel, der Grotta del Gelo auf 2033 m, war durch den Schnee ein Einstieg selbst mit den Steighilfen unmöglich. Das Wetter hielt, damit waren wir zufrieden. Unerwartetes Gruppenbild in Winterlandschaft auf Sizilien. Danielas Gruppe kam auch in den Schnee hinein und durfte im Rifugio Santa Maria das Kaminfeuer nochmal auflodern lassen. Über Stunden trafen beide Gruppen keine anderen Wanderer, so einsam war es in der stricklava-bizarren, andererseits auch lieblichen Busch- und Graslandschaft.
Ätna-Eruptionen: Wem gelingt die beste Aufnahme?
In allen Wettersituationen wurde der Tyrann Siziliens von uns abgelichtet: im Dunst, ganz klar und wolkenlos mit 2 kerzengeraden Rauchsäulen, mal schwarz verblasen nach Osten oder Westen. Mal von den Wolken total eingehüllt bis auf etwa 1000 m herab. So war es leider bei unserem Pflichtbesuch von Taormina, der Blick zum Ätna von der Piazza IX. Aprile blieb uns verwehrt, auch von Castelmola aus keine Chance.
Von Osten konnte man die warmen Lavazungen am Südostgrat und im Valle del Bove sehen, denn nur die waren schneefrei und schwarz.
Letzte Nacht habe man Eruptionen gesehen, schwärmte der Kellner in unserem Küstenhotel.
Man konnte rote Flecken sehen in der Gipfelregion, aber mit den meisten Kameras hoffnungslos.
Peter hat es noch geschafft am frühen Morgen des 8. April: Lavaströme und Dampfwolken.
Mehr haben wir nicht erlebt. J

















































