Hochgebirgstour Sellrain/Schrankogel in den Stubaier Alpen 26. – 30. Juli 2018

Unser Hüttenklassiker im 24. Jahr

TEIL 1

„Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin.“

Morgens am KiGa 4:30 Uhr: „Wir können der Hitze entfliehen, in Fels und Schnee warten 3000er auf uns.“ Beim Anblick des Hohen Seeblaskogels 3235 m wurde jede/r von der Begeisterung erfasst. Das war noch unter 2000 m. Den Gipfel erreichte man nachmittags über ungehörig steile Moränenhügel, das Hochtal des kleinen Grüne-Tatzen-Ferners und nach abschließender Kraxelei.

Aber das benachbarte Längentaljoch zog die Aufmerksamkeit auf sich, denn nach dem Plan wollten wir am letzten Tag dort rüber von der Amberger zurück zum Westfalenhaus kommen. Der Weg über den gleichnamigen Ferner war weder klar noch schien die Route überhaupt oft begangen zu werden. Hüttenwirt Rinaldo vom Westfalenhaus: „Da haben die meisten Angst und machen es nicht. Ist oben sehr steil, von beiden Seiten, aber der Gletscher ist flach, man muss halt auf die wenigen Längs- (?) und Querspalten aufpassen. Geht’s auf den Felsen im Gletscher zu und dann links, aber nicht so weit an die Felswand, wegen Steinschlag. Das packt ihr schon. Mit 20 m Abstand gehen (Bemerkung: ohne Seil).“ Hat er so gesagt. Wir waren zu sechst. Also meinte er nun, 16,6% Schwund seien drin? Aus dem Studium vorher dachten wir eigentlich, man laufe einfach am Gletscher vorbei, aber so weit war er doch noch nicht abgeschmolzen.

 

Mit den guten Tipps im Rucksack wanderten wir tags darauf zum Winnebachjoch. Auf dem Weg kaum Wanderer, wie am Vortag. Unser Ziel, Breiter Grieskogel 3287 m, mit seinem gletscher-felsigen Aufstiegsweg sahen wir nun gut ein. Dorthin ersparten wir uns durch eine äußerst blockige, weglose Querung den Abstieg zum Winnebachsee. Steile Gletscherpassagen waren zu überwinden, 5 standen glücklich auf dem Gipfel! Ein paar Regentropfen, aber das Wetter hielt und wurde wieder sonnig. Ein weiter Weg, wieder am Zwieselbachjoch vorbei und auf einem Pfad wie gemalt zur Winnebachseehütte.

Am Wochenende tauchten wir in die Ströme der Tagestouristen im Sulztal ein, die sich von Gries zur Amberger Hütte aufgemacht hatten. Dazu mussten wir bis auf 1650 m runter, durften aber auf der Vorderen Sulztalalm einkehren, ehe wir zur Amberger Hütte auf 2135 m vollends aufstiegen. Ein wahrer Ruhetag für die, die nicht noch eine zusätzliche Tour zum Sulzkogel 2795 m anhängten….

Die meisten benötigten das Ausruhen schon, um für unseren Schrankogel-Angriff auf 3496 m gerüstet zu sein. Seit der Albverein Hayingen 1997 mit der Wochenendtour dort war, ist der Schnee an dieser Südseite verschwunden, auch am Gipfel keine Schneewächte mehr. Immer anspruchsvoller wird die Blockkletterei auf den Weg zum Gipfel, nach gut 4 h waren 5 oben. Ein Traumtag. Zu Füßen der Südflanke liegt der wunderschöne Schwarzenbergsee. An den Kühen vorbei ging’s ins weite Sulztal zur zweiten Übernachtung auf der Amberger.

 

TEIL 2

 „Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin.“

Am letzten Tag hatte keine/r mehr so richtig Lust auf weitere 1000 Anstiegsmeter (außer Hans…). Und der Anstieg zum Längentaljoch zoooog sich in die Länge, war aber noch einsamer und landschaftlich großartiger als das Bisherige. Bei einem kurzen Stopp kam aus dem Nichts ein schönes hell-dunkelbraunes Schaf daher und mähte uns an (das dürfen nur Hayinger so schreiben..). Wohl dem, dessen Rucksack zu war. „Wenn ich dem bloß a Stickle von meim Müsliriegel geb‘, werdet mir es nie meh‘ los.“ Deswegen weiter, an Seen vorbei, austrocknenden blühenden Auen, Schneefeld, steiles Geröll und zum Schluss eine Seilsicherung über eine Felsrampe ins Längentaljoch auf fast 3000 m. Jetzt kam der Gletscher, auf den wir unabsichtlich etwas Geröll hinabließen. Dann wie von Rinaldo geheißen stochernd voran, immer wieder glucksten und plätscherten unter uns die verdeckten Eisrinnen, die vom Wasser durchsprudelt wurden. Ein paar rutschige Eisflächen umgingen wir noch und machten dies mit den möglicherweise vorhandenen Spalten auch, denn wohlbehalten erreichten alle die feuchten Kiesflächen am Gletscherende. Ein Blick zurück in die weiße Gipfelrunde über’m Gletscher, dann hinab über die weite Moränenlandschaft. Nach Zwischenstopp im Westfalenhaus zogen uns dessen Kaiserschmarrn, Hirtennudeln und Würstchen vollends den Berg hinunter. – Fazit: Bei so perfektem Wetter muss man einfach Höhenmeter machen…

 

Die diesjährigen Neuen haben wie die Neuen vom Vorjahr Feuer gefangen. Als Resümee wurde auf das extreme Höhenmeterpaket 2018 angespielt; nach Tagen waren es bei den meisten 1700/1600/500/1400/1100 Anstiegsmeter: „Also beim Angebot vom Albverein, gibt’s da auch was Normales?“

Gibt es! Wir richten es an den Wünschen der alpin Interessierten aus.

Der Generationenwechsel ist angesagt: 2019 schlagen wir zum Übergang eine 4-Tagestour vor (wie üblich über das erste Ferienwochenende) und stellen ihre Organisation bereit. So können durch die Ausschreibung oder Mundpropaganda weitere „Hochgebirgler“ (m/w !) hinzukommen.

Etwas Komfortables bieten wir mit einem verlängerten Bergwochenende (3 Ü; HP möglich) mit hotelähnlichem Standquartier in großer Höhe an (voraussichtlich Obervinschgau). Doppelzimmer möglich, bei Verfügbarkeit auch Einzelzimmer. Dies wird um den 3./4. August 2019 sein. Grandiose Gipfel lassen sich mit Tagesrucksack erreichen, aber auch leichte aussichtsreiche Höhenwege sind möglich.

Jürgen Haible

Jürgen Haible